Folgender Auszug stammt aus dem Buch “Borchen – Aus der Geschichte unserer Heimat” (ISBN3-00-002796-3), Verfasser dieses Artikels ist Paul Lüning.

Das Schützenwesen unserer Heimat reicht bis in das Mittelalter zurück. Damals schützten sich die Menschen in den Städten gegen Überfälle durch Gräben, Wälle und Stadtmauern. Unsere Vorfahren erbauten Wehrkirchen und umgaben sie mit schützenden Mauern. Unsere „Alte Kirche“ erinnert heute noch an diese Zeit. Notgedrungen entwickelte sich ein organisierter Selbstschutz, eine Art Bürgerwehr. Sie pflegte eigenes Brauchtum und stellte sich als Bruderschaft unter den Schutz eines Heiligen. Die bekanntesten Patrone waren der hl. Sebastian und der hl. Hubertus. Neben der militärischen bekam das Schützenwesen bald eine gesellschaftliche und religiöse Bedeutung. Glaube, Sitte und Heimat wurden Leitmotive des Handelns. Während der napoleonischen Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Schützengesellschaften aufgehoben und verboten. Es dauerte Jahrzehnte, bis das Schützenwesen wieder erblühte. Wehraufgaben gingen vollständig an den Staat über. Die gesellschaftliche Funktion trat nun in den Vordergrund.

In dem ältesten Protokollbuch der Alfener Schützenbruderschaft ist in einer Satzung von 1903 zu lesen:

„§ 1 Der Alfener Schützenverein ist eine freie Vereinigung der Bürger Alfens und hat den Zweck, das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit und den Gemeinsinn zu wecken und zu heben, sowie die Eintracht in der Bürgerschaft zu fördern und zu festigen.“

Unter dieser Zielvorgabe hatte sich schon im Jahre 1869 in Alfen eine Schützenbruderschaft gebildet. Über die Gründung selbst ist Näheres nicht bekannt. Der erste Oberst der Bruderschaft war der Landwirt Heinrich Drüke-Kersting, als Hauptmann fungierte Landwirt Hermann Dransfeld-Ricken.

Die ersten Schützenfeste feierte man auf einer grünen Wiese unter ein paar Eichen, ohne Zelt, und zwar auf dem Grundstück des Klinkenhofes. Die Bewerber um die Königswürde schossen mit Gewehren auf Zielscheiben. Der Schießstand befand sich in einem Steinbruch am Kleeberg. Über die ersten Jahre der Bruderschaft sind keine weiteren Protokolle oder Aufzeichnungen vorhanden. Bekannt ist aber das Königspaar von 1869: Landwirt Heinrich Becker und Fräulein Elisabeth Meyer.

Vom Jahr 1900 an stellte der Festwirt zu jedem Schützenfest auch ein angemietetes Zelt auf. Der Ausschank während der Schützenfeste konnte den beiden Dorfwirten Daniel Thebille (Postkrug) oder Meyer (heute Alfener Hof) meistbietend zur Pacht angeboten werden. Der Festwirt bestimmte die Lage des Festplatzes. Es waren entweder die Weide des Bauern Erhardt – heute Siedlung Hilgenweg und Kindergarten – oder das Hof- und Wiesengelände des Land- und Gastwirts Meyer.

Während des 1. Weltkrieges ruhte das Vereinsleben. Im Jahre 1922 konnten die Alfener wieder ihr Schützenfest feiern. In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten bis zum 2. Weltkrieg richtete der Verein nicht jährlich das Schützenfest aus. In den Jahren 1938 – 1948 mußte auf dieses Fest ganz verzichtet werden.

Auf der ersten Nachkriegsversammlung am 24. Juni 1948 wählte die Bruderschaft einen neuen Vorstand. Alois Neumann, der schon seit 1936 Oberst war, wurde wiedergewählt. Als Stellvertreter benannte man Meinolf Lohmann. Zum Verwaltungsrat gehörten Heinrich Pasel, Bernhard Kruse, Johannes Bien, Karl Schumacher, Heinrich Erhardt und Johannes Witte. Große Freude löste der Vorschlag aus, am 2., 3. und 4. Oktober des Jahres 1948 wieder ein Schützenfest auszurichten. Noch war es verboten, mit Munition zu schießen. Man besann sich auf die gute alte Zeit und holte mit Armbrust und Pfeil den Vogel von der Stange. Jeder Schützenbruder wollte mit dieser harmlosen Waffe einmal sein Glück versuchen. Schon bald konnten die Schützenbrüder drei Prinzen und den Schützenkönig bejubeln. König Gerd Meyer erwählte Frau Franziska Lohmann zu seiner Mitregentin.

Stolz auf die Wiederbelebung des Schützenwesens war auch der damalige Oberst Alois Neumann, der die Bruderschaft bis zum 2. Mai 1954 leitete. Mit viel Einsatz und in guter Zusammenarbeit mit dem damaligen Präses Pfarrer Dr. Kaspar Schleifstein leitete dann Oberst Johannes Witte neun Jahre lang die St. Hubertus-Schützenbrüder.

In der Jahresversammlung am 28. Januar 1963 wählten die Mitglieder den Schützenbruder Josef Becker zum neuen Oberst. Er hegte den großen Wunsch, den 100. Geburtstag des Vereins in einer neuen Festhalle feiern zu können. Die Schützenbrüder nahmen seinen Vorschlag mit Begeisterung auf. Für dieses Gemeinschaftshaus kaufte die Gemeinde ein 1,57 ha großes Gelände auf dem Stemberg. Oberst Josef Becker konnte dann die Schützen zu einem vorbildlichen Einsatz anspornen. Sie arbeiteten 6.317 Stunden, ohne Lohn zu fordern. Schon ein Jahr vor dem Jubiläum war die Halle mit mehreren Nebenräumen fertig.

Mit großem Stolz feierte die Bruderschaft 1969 das 100-jährige Jubiläum. In einem Festumzug schritten 1.100 Schützenbrüder mit sieben Musikkapellen, sieben Spielmannszügen und zwei Fanfarenzügen durch den festlich geschmückten Ort. Der Diözesanbrudermeister Dr. Karl Auffenberg, Paderborn, drückte damals in seiner Ansprache sehr treffend aus: „Die Alfener Schützen haben sich mit dem Bau der Gemeindehalle die Krone der 100-jährigen Vereinsgeschichte erworben.“ Der Bau der Gemeindehalle wurde zu einem wichtigen „Meilenstein“ in der Geschichte der Bruderschaft. Ihr Oberst Josef Becker war bis zum Jahr 1979 unermüdlich für „seine“ Schützen im Einsatz. Er sorgte dafür, daß der Schützenverein vielseitig tätig werden konnte. Es bildeten sich eine Jung-Schützen-Abteilung (1975), der Spielmannszug (1977), die Fahnenschwenker (1976) und die Schießsportgruppe (1976). Seit 1980 ist sein Rat als Ehrenoberst im Verein immer wieder gefragt. Als Bezirks-Bundesmeister des Schützenbezirks Paderborn-Land und als stellvertretender Diözesan-Bundesmeister vertrat er von 1984 – 1994 die Belange von 24 Bruderschaften mit ca. 12.000 Schützen.

In den Jahren 1980/85 setzte sich Oberst Johannes Hüster mit Engagement für die Bruderschaft ein. Sein Nachfolger Bernhard Hüster, der seit 1986 die Geschicke des Vereins in Händen hielt, ließ im Jahre 1989 zu Ehren des Schützenpatrons St. Hubertus auf dem weiten Platz vor der Gemeindehalle einen Bildstock errichten. Dieser Bildstock soll für jeden Besucher ein sichtbares Zeichen der kirchlichen Bruderschaft sein. Im gleichen Jahr stellten Schützenbrüder an den Dorfeingängen handgeschnitzte Informationstafeln auf, die jeden Besucher willkommen heißen und zu örtlichen Festveranstaltungen einladen.

Eine besondere Auszeichnung mit dem St. Sebastianus-Ehrenkreuz erhielten:

Josef Becker 1979
Johannes Igges 1987
Alois Bien 1987
Bernhard Hüster 1990
Hermann Witte 1990
Bernhard Witte 1993

Der Schützenverein bemüht sich seit 1990 mit jungen Führungskräften wie Oberst Ulrich Harding und heute Josef Drüke, die Jungschützen in die Vereinsarbeit zu integrieren. Damit beschreitet der Verein einen guten Weg in die Zukunft.